Du kennst bereits alle Vorabinformationen und erfüllst mit deinem Hund alle Voraussetzungen zu einer gemeinsamen Fahrradtour? Super! Dann lass uns jetzt langsam mit dem eigentlichen Fahrradtraining beginnen. Vielleicht gefällt es dir und deiner Fellnase so gut, dass ihr nachher selbst zu dem begeisterten Fahrrad-Hund-Gespann zählt und ihr eine tolle gemeinsame Sportart gefunden habt.
- Das Training
Ist dein Hund bislang noch nie neben dem Fahrrad hergelaufen und kennt es nicht, müssen wir langsam starten. Auch ist es etwas anderes, wenn der Hund länger neben dem Fahrrad laufen soll als nur einmal kurz an ihm vorbei. Wähle für den Anfang eine ruhige Umgebung. Sei es Zuhause auf dem Hof oder im Garten, einer ruhigen Wohnstraße oder einem Feldweg. So ist dein Hund voll auf dich konzentriert und kann nicht abgelenkt werden. Als Erstes schiebst du dein Fahrrad erst einmal langsam neben dir her. Deinen Hund lässt du gleich von Anfang an, an deiner rechten Seite laufen.
Dies ist später im Straßenverkehr sicherer. So läuft er immer an der Randseite und nicht direkt neben dem Verkehr. Mithilfe deines Fahrrads kannst du somit den passenden Sicherheitsabstand bestimmen und schirmst ihn ab.
Verhält sich dein Hund eher vorsichtig oder zurückhaltend? Dann kann es hilfreich sein, wenn eine zweite Person mitläuft. Du schiebst das Fahrrad. Dein Hund läuft mit der anderen Person an der Leine nebenher. So übt ihr erst einmal das Nebenherlaufen. Immer wieder loben und eine kurze Leckerli Belohnung – welches nicht groß gekaut werden muss – sind gerade am Anfang von großem Vorteil. So weiß dein Hund direkt, wenn er etwas richtig macht.
Für viele Hunde ist es anfangs ungewohnt laufen zu müssen, ohne durch die Gegend schnüffeln zu dürfen. Dein Hund muss erst lernen, dass er während der Fahrradzeit nicht seinen üblichen Geschäften nachgehen darf. Hier kann ein Führen von Leckerli hilfreich sein, sodass er erst einmal lernt ohne Schnüffelei neben dem Fahrrad herlaufen zu müssen. Seine Notdurft sollte er idealerweise direkt am Anfang des Trainings erledigt haben.
Klappt das entspannte Laufen am Fahrrad soweit gut, kannst du ruhig die übliche Gassi-Runde einschlagen. Gerne auch auf unebenen Wegen wie die von einem Feld oder Steinen. So lernt er direkt, dass das Fahrrad auf einem anderen Untergrund auch mal klappern kann und vollkommen normal ist.
Ist dein Hund bei diesen Übungen angstfrei und du hast den Eindruck es kann weiter gehen? Dann befestige deinen Hund anstatt an seiner normalen Leine nun an den Springer am Fahrrad oder deinem Jogginggurt. Warte solange bis er sich an die neue Leinensituation gewöhnt hat und diese für völlig normal sieht.
Bevor es aber weiter zur eigentlichen Fahrt gehen sollte, trainiere immer wieder das Anfahren und Anhalten. Setze am besten gleich von Anfang an Kommandos ein. Diese sind sehr hilfreich, wenn du auf dem Fahrrad sitzt und deinen Hund nicht mehr über die Leine oder per Handzeichen „steuern“ kannst. Rufe zuerst seinen Namen und sage dann „Los“ für loslaufen. Übe dies ein paar Mal bis dein Hund verinnerlicht hat, was bei „Los“ passiert. Klappt dies, übe das Anhalten z.B. mit „Stopp“.
Merkst du, dass dein Hund mit der Zeit unkonzentrierter wird? Gerade zum Anfang sind es viele neue Eindrücke, die er lernen und verarbeiten muss. Da kann er schnell überreizt werden. Lege daher passend eine Pause ein und beende das Training mit einem positiven Ergebnis für euch beide. Am nächsten Tag kannst du langsam wieder starten. Beginne hier wieder von vorne. Kennt dein Hund noch alles, kannst du weiter trainieren.
Nach den beiden Kommandos ist der Richtungswechsel sehr wichtig. Rufe auch hier zuerst wieder seinen Namen und sage dann „Links“ oder „Rechts“. Der Richtungswechsel sollte am besten mehrere Sekunden vorher erfolgen, sodass dein Hund noch passend Zeit hat zu reagieren.
Bei all diesen Kommandos ist es am sichersten sie direkt am Anfang einzuüben, noch ehe man auf dem Fahrrad sitzt und womöglich schon Tempo draufhat. So kannst du noch passend reagieren und hast festen Boden unter den Füßen.
Klappt all dies dann kannst du anfangs einen Fuß auf die Pedale stellen und dein Fahrrad wie eine Art Roller benutzen. Übe auch hier wieder alle Kommandos durch. Klappt dies noch nicht so gut, kannst du noch jederzeit schnell vom Fahrrad springen und sitzt noch nicht komplett auf.
Manche Hunde tendieren am Fahrrad dazu, gerne schneller laufen zu wollen. Diesem kannst du mit gleich mit dem Kommando „Langsam“ entgegenwirken.
Tendenziell kann es aber auch passieren, dass wir immer schneller werden und unser Vierbeiner gar nicht so schnell laufen möchte. Achte hier auf die passende Geschwindigkeit und halte einen trabenden Hund ein.
Zu guter Letzt versuche auf das Fahrrad auf zu steigen und langsam anzufahren. Halte deinen Hund dabei immer unter Kontrolle. Fühlt er sich unwohl? Oder macht er alles gut mit?
Für manche Hunde ist es erst einmal sehr ungewohnt, wenn wir dann mit mal auf dem Fahrrad sitzen. Dies soll später aber ganz normal sein. Ebenso, dass er während wir auf dem Fahrrad sitzen, automatisch schneller laufen muss.
Steigert danach nur langsam eure Geschwindigkeit und die Streckenlänge. Denn auch Hunde können Muskelkater bekommen. Ist dies der Fall, lege unbedingt eine mehrtägige Pause ein. Fahrradfahren soll für alle Spaß machen. Muss dein Hund unter Muskelschmerzen neben dem Fahrrad herlaufen, kann er das sonst so eigentlich bisherige spaßige Fahrradfahren schnell mit den Schmerzen verbinden. Ebenso ist ein leichtes Aufwärmtraining vor Beginn einer Fahrradtour als auch am Ende sehr wichtig. So wie es die Sportler auch machen. Untrainierte können auch nicht gleich von Anfang an einen Marathon hinlegen, sondern müssen sich langsam und mit viel Geduld steigern.
Sind deine Trainingsstunden erfolgreich in einer reizarmen Umgebung, kannst du dich nach und nach mit deinem Hund an aktivieren Gegenden versuchen.
Begegnest du unterwegs doch mal anderen Hunden, ist es oftmals ratsamer, langsamer zu fahren oder stehen zu bleiben. Wir wissen zwar wie unser Hund reagiert, können aber das Verhalten von einem fremden Hund nur schwer einschätzen. Lieber einmal mehr stehen bleiben oder vorsichtiger fahren als einmal zu wenig.
Je mehr Eindrücke dazu kommen, desto mehr kann es deinen Hund – neben dem Laufen – anstrengen. Beachte ihn und seine Körpersprache gut, um rechtzeitig eine Pause oder das Ende einlegen zu können. Der Abschluss sollte auch hier wie beim Anfangstraining immer positiv sein.
- Dauer und Strecke
Sowohl eine Standartzeit und -strecke zum gemeinsamen Fahrradfahren gibt es nicht. Jeder Hund hat ein anderes Alter, eine andere Grundkonstitution und eine unterschiedliche Ausdauer. Hier ist jeder Hund anders. Zudem können auch sie – wie wir Menschen – mal schlechte Tage haben, an denen mal allgemein nicht gut zufrieden ist oder nicht wirklich in den Quark kommt. Da müssen wir als Hundebesitzer bei unserem Hund ganz individuell entscheiden.
- Kommandos
Gerade für das gemeinsame Fahrrad fahren ist es sehr empfehlenswert passende Kommandos einzuüben, denn dann können wir ihn sehr schlecht über die Leine führen. Da müssen gut hörbare und knappe Kommandos her. Neben den bereits oben genannten Kommandos gibt es noch weitere sinnvolle Ergängzungen.
Für alle lauffreudigen Hunde, die gerne einmal einen kurzen Sprint lieben, kann auch hier ein passendes Kommando, wie z.B. „Sprint“ oder „Tempo“ antrainiert werden. Oftmals wird dies gerne als Belohnung nach zum Ende einer erfolgreichen Runde eingesetzt. Der Hund freut sich einmal richtig Gas geben zu dürfen.
Auch während unserer Fahrradtour sollte unser Vierbeiner die Chance bekommen, seinem üblichen Gassi-Verhalten nach gehen zu können. Die kann z.B. mit dem Kommando „Pause“ trainiert werden. Rufen wir dieses Kommando und steigen hierbei vom Fahrrad ab, weiß unser Hund, dass er jetzt nach Herzenslust schnüffeln und sich erleichtern kann.
Seid ihr beide in einer ruhigen Gegend, fernab vom Verkehr, mal ohne Leine unterwegs, ist es hilfreich ein weiteres Kommando zu trainieren. Denn es können immer noch Spaziergänger oder andere Fahrradfahrer entgegenkommen. Mit einem Seitenwechsel lernt dein Hund beim Kommando „Wechsel“ hinter deinem Fahrrad die Seite zu wechseln und läuft dann auf der gefahrenfreien Seite. Dies kann mit einem Leckerli, welches von lins nach hinten über den Rücken nach rechts geführt wird, trainiert werden. Dabei lernt dein Hund nicht nur, dass er hinter dem Fahrrad herlaufen muss, sondern wird auch zeitgleich dabei langsamer.
Denn was bringt es, wenn wir wissen, wo wir hinwollen aber nicht unser Hund? Nachher halten wir an, aber der Hund läuft fröhlich weiter. Oder unser Hund muss seine Notdurft verrichten, bleibt plötzlich stehen und wir fahren weiter?
- Tempo
Beachte, dass du mit deinem Hund am Fahrrad nicht nur sprinten kannst. Optimal ist ein leichtes Traben. Dies ist die energiesparendste Gangart und schont am besten die Gelenke bei deinem Hund. Sprints sollten, wenn nur kurzzeitig oder als eine Art Belohnung eingesetzt werden. Bedenke, dass der Hund während der Fahrradtour seinen Gassi-Geschäften nachgehen muss. Lege Schnüffelpausen und Pausen für seine Geschäfte ein. Bemerkst du, dass deinem Hund die Zunge bereits aus dem Maul hängt und er langsamer wird? Dann ist es allerhöchste Zeit eine Verschnaufpause einzulegen.
Vor jeder Fahrradtour sollte sich auch der Hund etwas warmlaufen und später wieder langsam auslaufen, bevor es zu einem endgültigen Stillstand kommt. Wie das Aufwärmtraining bei Sportlern. Die Muskeln werden dadurch geschmeidiger und das Herz-Kreislaufsystem kann langsam aus seinem Normalbetrieb hochgefahren und auf den bevorstehenden Sport vorbereitet werden. Ebenso ist es hinterher beim langsamen wieder herunterfahren in den Ruhezustand.
- Vor dem Fahren ist nach dem Fahren
Habt ihr eure Tour beendet, schau dir deinen Hund genau an. Tut ihm irgendetwas weh? Kann das Geschirr gescheuert haben? Hebe auch einmal jede Pfote an und schau dir den Ballen an. Kann er sich was eingetreten haben, wie z.B. einen Stein oder sind wunde Stellen zu sehen? Pfotenbalsam kann gerade noch vermehrter Belastung sehr wohltuend sein und auch prophylaktisch eingerieben werden. Auch ein Absuchen des Felles auf Zecken ist ratsam.
Wir wünschen euch eine tolle gemeinsame Fahrradzeit und beachtet stets, dass die Gesundheit und der Spaß im Vordergrund stehen!