Hören oder lesen wir den Begriff „Zughundesport“ sehen viele sicherlich sofort ein und dieselbe Szene vor Augen. Eine weite Schneelandschaft, eisige Kälte und mittendrin ein Schlitten, der von vielen Huskys gezogen wird. Hintendrauf ein dick eingemurmelter Mensch, geschützt gegen den klirrenden Wind. Was mag das für ein Gefühl sein, allein von der puren Kraft dieser Hunde gezogen zu werden?
Diese Szene muss nicht länger ein Traum bleiben. Denn der Zughundesport hat sich weiterentwickelt und macht es möglich ihn - abgewandelt von der ursprünglichen Form - auch in unseren Breitengraden zu betreiben. Vielleicht ist ja für dich und deinen Hund die passenden Zughundesportart dabei und weckt dein Interesse?
Was ist eigentlich Zughundesport?
Der Zughundesport umfasst alle Sportarten, in denen der Hund den Menschen zu Fuß oder auf einem passenden Gefährt zieht. Hierfür wird der Hund mit einem speziellen Geschirr z.B. an einer Zugleine befestigt. Entweder ist diese Leine an einem speziellen Gürtel oder Fahrzeug befestigt, je nach Sportart. Der Hund hat nun die Aufgabe dich zu „ziehen“. Durch die Leine kannst du jede Situation kontrollieren, deinen Hund „lenkst“ du jedoch mithilfe spezieller Kommandos rein über deine Stimme. Es dauert einige Zeit bis diese Kommandos ohne Sichtkontakt funktionieren. Doch es wird deine Hund-Mensch Beziehung intensivieren.
Der Zughundesport ist gemeinsam für dich und deinen Hund. Die Hunderassen spielen hierbei keine Rolle. Hauptsache dein Hund weist einen Lauf- und Arbeitswillen auf. Er möchte richtig ausgepowert werden. Ebenso muss es keine bestimmte Anzahl an vorgespannten Hunden sein. Bereits mit einem Hund hast du den vollen Spaß- und Sportfaktor.
Wie ist der Zughundesport entstanden?
Hunde wurden damals auch „das Pferd des armen Mannes“ genannt. Ihnen fehlte das Geld für eine Pferd, welches in der damaligen Zeit das Hab und Gut, sowie die schweren Lasten transportiert hat. Somit bekamen die Hunde die Arbeitsaufgaben der Pferde und wurden vor einen Karren gespannt. In der eisigen Nordlandschaft war ein Wagenziehen nicht möglich. Dort wurde das Hundeschlittenziehen ins Leben gerufen.
Der heutig betriebene Zughundesport stammt aber ursprünglich von den schnellen Schlittenfahrten auf Eis. Im hohen Norden fuhren die „Musher“ mit ihren Schlittenhunden Wettrennen.
Welche Zughundesportarten gibt es?
Im Laufe der Jahre wurde die ursprüngliche Zughundesportart immer weiter abgewandelt und auf die Bedingungen anderer Länder angepasst. Somit ist nicht mehr zwingend Eis und Schnee erforderlich.
- Canicross
- Der Canicross ist ein reiner Lauf durch größtenteils unwegsames Gelände. Hierbei wird der Hund direkt mit einer Führleine am speziellen Gürtel am Menschen befestigt. Der Hund läuft mit gespannter Leine vorweg. Nach einigen Läufen wird der Hund immer stärker und wird den Menschen irgendwann ziehen. Somit muss sich hier vor allem der Mensch anstrengen, um meinen seinem Hund mithalten zu können. Canicross ist auch für kleine Hunderassen ideal.
- Bikejöring
- Bikejöring ist wie es der Name bereits verrät auf dem Fahrrad. Die Zugleine vom Hund wird am Fahrrad befestigt. Bei rasanten Hunden und trainierten Sportlern können bis zu 50km/h erreicht werden. Ebenso lässt sich diese Sportart aber auch „gemütlicher“ gestalten. Gerade kleinere oder ältere Hunde – sofern es die Gesundheit ermöglicht – können durch diese Sportart unterstützt werden und in Bewegung bleiben. Natürlich alles in einem angepassten Tempo.
- Dogscooting
- Dogscooting ist die wohl zurzeit neuste Zughundesportart. Anstatt auf dem Fahrrad wird auf einem speziellen Tretroller gefahren. Hierbei kann der Mensch den Hund nicht aktiv mithilfe seiner Pedalen unterstützen, sondern lässt sich ziehen.
- Dog-Trike
- Der Hund wird vor einem sog. Dog-Trike gespannt. Durch den dreirädrigen Wagen (ein Rad vorne, zwei hinten) gibt es eine größere Standfestigkeit als z.B. beim Fahrrad. Allerdings kann dieser Sport, durch das hohe Eigengewicht des Trikes, nur von einem sehr zugkräftigen Hund oder zwei Hunden betrieben werden.
- Sacco Cart
- Anders als beim Trike hat das Sacco Cart vier Räder und der sitzende Mensch fährt mit. Auch hier ist durch das hohe Eigenwicht nur das Ziehen durch einen sehr zugstarken Hund oder zwei Hunden möglich. Die Fahrt in diesem Cart ist vergleichbar mit der Fahrt auf einer Kartbahn. Lässt man den Hund bzw. die Hunde langsamer laufen kann es auch durchaus mal gemütlich werden.
- Hundewagen/Bollerwagen ziehen
- Der Hund kann auch ganz einfach einen speziellen Hundewagen oder Bollerwagen ziehen. Auch mit diesen vergleichsweise einfachen Fahrzeugen ist Zughundesport möglich.
- Skijöring
- Skijöring findet die Verbindung zur ursprünglichen Zughundesportart zurück. Gemeinsam geht es mit dem Hund und mit Langlauf Skiern auf die schneebedeckte Loipe.
- Dogtrekking
- Dogtrekking ist Weitlaufwandern mit dem Hund. Hierbei sind Hund und Mensch teilweise mehrere Tage lang zusammen unterwegs und der Hund zieht.
- Schlittenhundesport
- Der ursprüngliche Sport. Ein oder mehre Hunde werden vor einem Schlitten gespannt und auf geht die Fahrt durch schneebedeckte Landschaften.
Welche Hunde eignen sich für Zughundesport?
Prinzipiell eignet sich Zughundesport für Hunde jeglicher Hunderassen. Das ursprüngliche Bild der ziehenden Huskys muss längst nicht mehr erfüllt werden. Dies kann der kleine Jack Russel Terrier sein, der aktive Border Collie oder Australien Shepard, jagdlich geführte Hunde, der bunt gewürfelte Mischlingshund oder der starke Malinois. Grundvoraussetzungen sind:
- dass der Hund lauffreudig ist und gerne ziehen möchte. Ganz nach dem Spruch „desire to go“ – Verlangen zum Ziehen/Laufen.
- dass er gesundheitlich fit ist.
Dein Hund sollte keine gesundheitlichen Beschwerden aufweisen; insbesondere die des Bewegungsapparates wie z.B. Huftgelenksdysplasie oder Herzrhythmusstörungen. - dass er mindestens 12 Monate alt und ausgewachsen ist. Nur mit einem stabilen und belastbaren Knochengerüst kann diese Leistung ohne gesundheitliche Folgeschäden erbracht werden.
Übrigens sollte neben dem Hund auch der Menschen gesund und sportbegeistert sein. Schließlich soll dieser Sport für beide Spaß machen.
Wieviel darf/kann mein Hund ziehen?
Die Zuglast eines fast jeden Hundes ist in etwa das 4-fache seines eigenen Körpergewichtes. Nordische sogar bis zum 9-fachen. Dies gibt eine grobe Richtung, ob dein Hund die Zugkraft schaffen kann. Natürlich darf das Gewicht des zu ziehenden Gerätes, dein Körpergewicht samt das Gewicht der Ausrüstung nicht fehlen.
Ebenso spielt aber auch der zu befahrende Untergrund eine wichtige Rolle. Befestigte Wege, wie z.B. im Wald sind sicherlich leichter vom Hund zu laufen und zu ziehen als ein unwegsamer und buckeliger Wiesenweg. Natürlich lässt es sich auf Straßen wohl am leichtesten Ziehen. Aber dies geht auf Dauer auf die Gesundheit der Gelenke und die deines Hundes. Wir kennen es bereits vom Joggen auf ebendiesen Asphaltstraßen. Zudem werden sich dort die Pfoten häufiger wund gelaufen.
All dies sind Faktoren und Informationen, die es vorab zu beachten gilt, ehe sich voller Enthusiasmus in den Zughundesport gestürzt und einfach drauf los gelaufen bzw. gefahren wird. Denn langsames Trainieren ist neben der Grundvoraussetzung, dass die Hundesportart zu euch beiden passen muss und nicht weil sie gerade im Trend ist, das aller Wichtigste!