Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus den Niederlanden wirft Fragen auf. Sind Antiparasitika, wie sie bei der Floh- und Zeckenbehandlung von Haustieren eingesetzt werden, für das Sterben junger Vögel verantwortlich?
Die niederländische Studie „Kohlmeisensterben und Bekämpfung der Buchsbaummotte“ sollte eigentlich den Hintergrund über vermehrt tot aufgefundene Nestlinge der Kohlmeise abklären. Unter Verdacht stand die zeitgleich starke Vermehrung des Buchsbaumzünslers und die damit einhergehende Bekämpfung mit Pestiziden. Die nunmehr „vergifteten“ Raupen könnten an die Jungvögel von den Eltern verfüttert und somit zu einer Vergiftung mit Todesfolge geführt haben.
Auf Schadstoffe wurden verschiedene Proben aus allen Landteilen untersucht. In ihnen konnten unter den 26 verschiedenen Pestizide u.a. Herbizide und Fungizide nachgewiesen werden, die vor allem im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Darunter fanden sich allerdings auch Insektizide, die hauptsächlich zur Bekämpfung von Ektoparasiten wie z.B. Flöhe und Zecken bei unseren Haustieren eingesetzt werden. Unter anderem die Wirkstoffe Cypermethrin, Fipronil, Fluralaner, Imidacloprid und Permethrin wie sie in vielen begehrten Produkten verwendet werden.
Allerdings sei laut der Studie überwiegend die Konzentration der unterschiedlichen Pestizide nicht ausreichend für den Tod der Jungvögel. Somit konnte der Verdacht, dass die Bekämpfung des Buchsbaumzünslers für das Jungvögel-Sterben verantwortlich sei, nicht nachgewiesen werden.
Anders sieht es bei zwei Proben aus, die einen hohen Fipronil- bzw. Imidacloprid-Gehalt hatten. Dieser erhöhte Gehalt könnte eine tödliche Wirkung gehabt haben. Beides sind zwei Inhaltsstoffe, die u.a. in Tierarzneimitteln zur äußerlichen Behandlung gegen Ektoparasiten angewandt werden. Wie kann dies also im Zusammenhang mit dem Jungvogel-Sterben stehen?
Nach genaueren Untersuchungen ließen sich in den Nestern der Meisen ebendiese Schadstoffe der Antiparastika - wie die bei den toten Jungvögeln - nachweisen. Dies führt zu dem erhöhten Verdacht, dass die Jungtiere diese Substanzen über die noch nackte und ungeschützte Haut aufgenommen haben und daran verendet sein könnten.
Wie sicherlich jeder weis nutzen die Vögel u.a. Meisen sehr gerne Tierhaare als Nistmaterial. Oftmals bürsten wir unsere Fellnase draußen im eigenen Garten. Vielleicht machen wir auch gerade Pause auf einer Parkbank und zupfen die wirr abstehenden Fellreste heraus. Schließlich ist noch Fellwechselzeit. In dem Gedanken, dass wir etwas Gutes tun, lassen wir die Fellreste für die Vögel liegen und freuen uns, wenn wenig später einer mit genau diesen Fellresten an uns vorbei flattert. Aus den Härchen baut er ein kuschelweiches Nest für seinen Nachwuchs. Vielleicht fliegt er ja in den nahegelegenen Nistkasten, in dem wir es so schön zwitschern hören?
Um dieses Geschehen einzudämmen, ist es hilfreich das lose und ausgebürstete Fell – sei es von Hunden oder Katzen – die mit Antiparasitika behandelt wurden, nicht einfach in der Natur liegen oder wegfliegen zu lassen, sondern über den Hausmüll zu entsorgen.
Egal ob die Behandlung nun mit den begehrten Spot-on Präparaten auf der Haut, den Halsbändern, Sprays oder Puder erfolgte. In fast allem sind eines dieser oben genannten Schadstoffe zu finden.