Die Redewendung, in der wir unsere wichtigen Dinge wie einen Augapfel hüten, trifft es schon sehr genau auf den Punkt. Augen benötigen besonderen Schutz bzw. Behandlung. Denn mit beiden Augen können wir das Leben viel besser sehen und erleben.
Doch leider kommt es im wilden Spielen immer häufiger vor, dass der Hund begeistert einem Ball hinterherläuft. Vielleicht mitten in eine Dornenhecke hinein. Nicht unmöglich, dass sich dabei ein kleiner Dorn am Auge verhaken kann. Im Sommer sind es häufig die Getreidefelder, die eine Grane im Auge zurücklassen können.
Eine andere Situation. Vielleicht treffen Hund und Katze aufeinander. Sie können sich vielleicht nicht leiden oder stecken ihr Revier ab. Bei der Rauferei kann ein Kratzer in Augennähe die Folge sein. Bei beiden "Verletzungen" blinzelt unser Liebling vermehrt, das Auge tränt oder schwillt an.
Und manchmal sind es einfach nur Alterserscheinungen, die im Laufe eines jeden Lebens auftreten können. Oder eine Erkrankung, die entsteht.
Jeder von uns wird bestimmt eine dieser Situationen kennen. Die Angst ist schnell groß, dass unsere Fellnase nicht mehr sehen kann. Manchmal wird eine Verletzung oder Erkrankung am Auge aber auch gar nicht bemerkt. Denn wer guckt schon genauer in die Augen, wenn unser Liebling keine Beschwerden zeigt?
Generell gilt am besten erst einmal beide Augen unserer Fellnase zu vergleichen. So können mögliche Auffälligkeiten besser erkannt werden. Folgende Merkmale erleichtern die Einschätzung eines möglichen Notfalles:
- Öffnung des Auges
Kann unser Liebling sein Auge nicht richtig öffnen, können starke Schmerzen, ein Fremdkörper im Auge oder leichtes brennen die Ursache sein. Reibt oder juckt er sich, vor allem deutlich in Ruhesituationen, kann dies ebenfalls ein Indiz sein.
Sind bereits nur geringe Änderungen der Lidöffnung zu sehen, sollte das Auge unverzüglich und gründlich untersucht werden.
- Augenausfluss
Tritt plötzlich Ausfluss aus dem Auge – sei es wässrig, schleimig oder eitrig – zeigt dieses Sekret häufig eine Veränderung am Auge an. Fast immer sind vertrocknete Tränenspuren im Fell zu sehen. Dies kann auf einen schmerzhaften und problematischen Zustand des Auges hindeuten.
- Augenposition
Tierbesitzer beschreiben gerne ein „verdrehtes Auge“. Hierbei hat sich das Auge bzw. der Augapfel stark zurückgezogen bzw. ist zurückgefallen. Dabei fällt passiv die Nickhaut – das sog. dritte Augenlid – nach vorn. Dies ist als starker Schmerz zu werten und ein Notfall.
Tritt das Auge sehr stark nach vorn bzw. passiert dies plötzlich und behindert das Schließen der Lider, kann es auf einen Notfall hindeuten.
Bessert es sich plötzlich und das Auge sieht wieder normal aus, sollte dennoch eine Untersuchung angeraten sein.
- Rötung des Auges
Verfärbt sich die weiße Haut, die sog. Sklera, können Reizungen der Bindehaut oder eine Stauung deren Gefäße die Ursache sein. Um diese Rötung besser beurteilen zu können, wird das Oberlid nach oben gezogen. So kann der Augapfel besser beurteilt werden. Die Schwere der Erkrankung lässt sich prinzipiell anhand der Stärke der Rötung beurteilen.
- Verfärbung oder Trübung
Verfärbt oder trübt sich das Auge können vielerlei Ursachen möglich sein. Oftmals sind Trübungen und Verfärbungen häufig ein Anzeichen für Alterserscheinungen. Dies kann in einer Behandlung genauer abgeklärt werden und ist kein Notfall.
- Hornhautoberfläche
Für ein gutes Sehvermögen und als starker Abwehrmechanismus gegen Schmutz und Bakterien hat die Hornhaut eine glatte Oberfläche. Als potentieller Notfall sind sichtbare Rauigkeit, ein matter Glanz oder eine erhöhte Kontur zu betrachten.
Wird die Hornhaut in der Tiefe wieder klar, könnte das Auge womöglich kurz vom Auslaufen sein und sollte schnellstmöglich versorgt werden.
- Pupillengröße
Sind die Pupillen unterschiedlich groß, kann dies im Zusammenhang mit Schmerzen, Rötung, Schwellung oder Tränen auf eine Erkrankung oder einen Notfall hinweisen.
- Verlust der Sehfähigkeit
Tritt plötzlicher Sehverlust oder Blindheit auf, ist dies auf jeden Fall ein Notfall. Leidet unser Liebling unter einseitiger Blindheit, ist es schwierig die Symptome richtig zu deuten. Der Sehverlust eines Auges kann sehr gut mit dem zweiten Auge ausgeglichen werden und häufig hat sich das betroffene Augen äußerlich nicht verändert. Dies erschwert uns Besitzern die Einschätzung der Situation.
Dies alles sind wichtige Merkmale, die auf womöglich kritische Augensituationen hindeuten können. Häufig bietet aber auch erst die Vorgeschichte, wie z.B. die oben genannte Beißerei oder ein Fremdkörper genaueren Aufschluss über eine mögliche Erkrankung, wenn nur sehr wenige Anzeichen im Auge zu sehen sind.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Die sog. kurzschnäuzigen „Glubschaugen“ wie z.B. Mops, Bulldogge, Pekinese und Shih Tzu haben ein reduzierteres Schmerzempfinden am Auge. Das genetische Hervortreten der Augen macht diese Rassen anfälliger für Augenverletzungen. Dies im Zusammenspiel mit der reduzierten Schmerzempfindlichkeit birgt häufig ein verspätetes Bemerken der oben genannten Augenveränderungen.
Generell gilt: Lieber einen Anruf oder Besuch beim Tierarzt zu viel, als wenn es nachher zu spät ist und wir sagen „hätten wir mal".
Die Augen reagieren empfindlich. Gerade in Augennotfällen kann das Auge bzw. beide Augen dauerhaft schmerzhaft oder blind werden und unter Umständen sogar verloren gehen.